Konzert 2015

Akkordeon Crossover

Konzert in der Kirche am 14.11.15

Die evangelische Kirche Grötzingen ist bekannt für ihre hervorragende Akustik und bietet Musikern wie Sängern  eine gern genutzte Auftrittsmöglichkeit. Auch die Grötzinger Bevölkerung weiß um dieses besondere Klangerlebnis und die stimmungsvolle Atmosphäre. Nachdem die Akkordeonfreunde im vergangenen Jahr mit einem mitreißenden Unterhaltungsprogramm die Begegnungsstätte gerockt hatten, griff man dieses Jahr wieder die Tradition auf, alle 3-5 Jahre ein Konzert in der Kirche  zu veranstalten. Im Vorfeld publiziert als „Akkordeon Crossover“, durfte das Grötzinger Publikum Akkordeonmusik in ihrer ganzen Bandbreite, von konzertanten Stücken hin zu stimmungsvollen Balladen und bekannten Rockklassikern, erwarten.

Mit dem Stabwechsel im Januar hatte der neue musikalische Leiter Daniel Hennigs einen Klassiker aufgelegt. Warum ein Konzert nicht wieder traditionell mit einer Ouvertüre beginnen? Ein gewaltiges Andante maestoso markierte den Auftakt zu Gioacchino Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ und stimmte die Zuhörer in den voll besetzten Reihen auf die musikalische Stil- und Zeitreise ein.

Die Symbiose Johann Sebastian Bach und Kirche setzte der Dirigent mit dem Orchester um, indem er ein frühes Orgelwerk Bachs für die einzelnen Orchesterstimmen bearbeitete und mit Pauken und Trompeten – letztere mittels Elektronien – ergänzte, um einen Orchesterklang zu erzielen. Dissonanzen und Reibungen seien vom Komponisten gewollt und ganz bewusst eingesetzt, informierte Moderatorin Elke Daubenberger vorsorglich die Zuhörer!  Diese reagierten auf die anspruchsvolle Interpretation von „Präludium und Fuge in D-Dur“ sachkundig und wertschätzend mit viel Applaus.

Der Sprung ins 20. Jahrhundert erfolgte mit „Italienische Villanesken“ von Adolf Götz, einer Originalkomposition für Akkordeonorchester. Dabei handelt es sich um volksliedhafte italienische Melodien, z.B. aus dem Piemont oder Trentino, angeordnet im Wechsel verschiedener Taktarten. Eine perfekt auf die Komposition abgestimmte Lichttechnik unterstützte das Orchester und gestaltete die 10-minütige Darbietung zu einem für das Publikum kurzweiligen Genuss mit allen Sinnen. 

Will man das Akkordeon in seiner ganzen Bandbreite präsentieren, darf ein Genre nicht fehlen, wofür dieses Instrument geradezu prädestiniert ist: der Tango. Tango steht in der Literatur für Akkordeon gleichbedeutend für den berühmten  argentinischen Bandoneonspieler und Begründer des Tango Nuevo,  Astor Piazzolla, der im Laufe seines Lebens  über 300 Tangos  komponiert hat. Bei „Oblivion“  und „Libertango“ genossen viele Zuhörer die unnachahmliche Akustik in der Kirche mit geschlossenen Augen. Vielleicht auch Ausdruck eines willkommenen Innehaltens nach den schrecklichen und unfassbaren Ereignissen in Paris vom Vortag.

Fest etabliert bei den Auftritten der Akkordeonfreunde haben sich seit einigen Jahren mit Sylvana Westkämper und Nino Pizzato zwei Sänger, die den Klangkörper bereichern. Zunächst irisch angelehnt „You raise me up“, dann Joe-Cocker-klassisch „N’oubliez jamais“ und letztlich im Duett „Time to say goodbye“ – wieder begeisterten die Solisten mit ohrwurmverdächtigen Hitklassikern, begleitet vom Orchester.

Selbst eine Komposition für Blasorchester, „Choral und Rock Out“, lässt sich auf dem Akkordeon darbieten. Hier wurde der Part für Horn, Posaune oder Trompete von zwei Elektronien übernommen.

„A little bit of Queen“ – nicht wörtlich zu nehmen, denn in diesem Potpourri von Matthias Hennecke steckt weit mehr als nur „ein bisschen (von der Gruppe) Queen“. An den fulminanten Auftakt mit „Barcelona“ schließen sich sechs der unzähligen Welthits der legendären Band mit ihrem unvergleichlichen Frontmann Freddie Mercury an, ineinander verwoben durch raffinierte Tonart- und Tempowechsel, die sowohl dem Orchester samt Percussion als auch dem Dirigenten höchste Konzentration abverlangten.

Die Zugabe wurde lautstark mit stehendem Beifall gefordert und selbstverständlich gerne gegeben: „Lord of the Dance“ mit dem Hauptthema aus Michael Flatleys irischer Steptanz-Show  in einem Arrangement von Hans-Günther Kölz. Dessen rasanter Schlusspunkt  forderte eine erneute Zugabe heraus und letztendlich verabschiedeten sich das Orchester, Dirigent Daniel Hennigs  sowie die Solisten Sylvana Westkämper und Nino Pizzato mit einem endgültigen „Goodbye“ vom begeisterten Publikum.

                                                                                                                                         e.da /cl.pl.