Herbstkonzert 2016: KonTrASTE

KonTrASTE mit Akkordeon, Klavier und Chor

Das Motto des diesjährigen Konzerts der AKKORDEONFREUNDE GRÖTZINGEN e.V. hatte offensichtlich Neugierde geweckt: die Akteure auf der Bühne blickten im voll besetzten Auditorium in  erwartungsvolle Gesichter. Ein fulminantes Fortissimo als Auftakt des „Dornröschen-Walzers“ von Pjotr I. Tschaikowsky beendete abrupt die lebhaften Gespräche im Saal und die Zuhörer ließen sich auf die populäre Ballettkomposition ein, von der es heißt, dass Tschaikowsky selbst sie für seine beste hielt.

Weniger populär sind Originalkompositionen für Akkordeon, die man gemeinhin hauptsächlich für Wertungsspiele auflegt und einstudiert. Ein dennoch eingängiges Werk sind die „Harlekinaden“ von Adolf Götz. In drei heiter-komischen Sätzen mit ständigen Taktwechseln konnte man sich verschiedene Charaktere eines Harlekins vorstellen: spitzbübisch hinter einem Vorhang hervorlugend, laut trampelnd, kreuz und quer durch eine Manege purzelnd – vermittelt durch schräge Harmonien auf den Tasten und den Einsatz aller möglichen Arten an Schlagwerk.

In dem Alter, in dem sich die Gedanken der Kinder heutzutage um Skateboard und Smartphone drehen, komponierte der 11-jährige W. A. Mozart sein „Konzert in F für Klavier und Orchester“. Eigentlich kein eigenständiges Werk, sondern ein damals nicht unübliches Arrangement aus Klavierwerken anderer Komponistenkollegen. Dirigent Daniel Hennigs nahm das heitere Werk zum Anlass, die drei Sätze mit dem Orchester einzustudieren. Gleichermaßen eine Premiere und eine Ehre für die Akkordeonspieler: sie durften mit WOAN-SOO CHUNG am Flügel eine herausragende Konzertpianistin und Kammermusikerin begleiten. Die Solokadenzen hatte die Künstlerin selbst geschrieben. Nach neunzehn Minuten Mozart sparten die Zuhörer nicht mit Applaus und erste Bravo-Rufe bewogen die Ehefrau des Dirigenten zu einer Zugabe.

Um die dreißig Musiker auf der Bühne gruppierten sich mit Coro Accelerando weitere 17 Akteure zur gemeinsamen Aufführung von „Pomp and Circumstance“ von E. Elgar. Der Marsch, seinerzeit von Edward VII. für seine Krönungsfeierlichkeiten gewünscht, wurde mit dem Text „Land of Hope and Glory“ unterlegt und gilt, vor allem bei royalen Feierlichkeiten, als inoffizielle britische Nationalhymne. „Wider still and wider, shall thy bounds be set“ (weiter noch und weiter sollen deine Grenzen ausgedehnt werden) … da wurde der Liedtext inzwischen von der politischen Aktualität eingeholt! Chor und Orchester samt Paukist boten eine beeindruckende Aufführung des imposanten Werks und erzeugten Gänsehautgefühl bei den Besuchern, die die Protagonisten mit begeistertem Applaus in die Pause entließen.

Die Sängerinnen und Sänger von CORO ACCELERANDO, vom Badischen Chorverband als Meisterchor ausgezeichnet, haben sich einem breiten Repertoire verschrieben, von Klassik und Kirchenmusik über Volkslieder und internationale Folklore bis hin zu Pop und Jazz. Getreu dem Motto „Kontraste“ bot die 17-köpfige Gruppe unter der Leitung ihrer Chorleiterin Sabine Neck in ihrem Soloteil zunächst Songs aus der zurzeit beliebten Á-cappella-Szene von Rammstein bis Grönemeyer, gefolgt von einem beeindruckenden und mitreißenden Südafrika-Zyklus, in dem Rhythmus, Lebensgefühl und Ausdrucksfreude auf das Publikum übersprangen, bis alle Füße im Takt in den Stuhlreihen wippten. „Shadow Land“ z.B. aus dem Musical „Der König der Löwen“ war vielen Besuchern bekannt. Und natürlich der klerikale Teil mit einem perfekt choreografierten Medley aus „Sister Act“. Standing Ovations für den vielfach preisgekrönten Chor und als Zugabe als aktuelle Reminiszenz an den vor fünf Tagen verstorbenen Leonard Cohen dessen berühmtesten Song „Hallelujah“.

Abschließend noch einmal zu einem gemeinsamen Klangkörper zusammengefasst, beschlossen Akkordeonfreunde und Coro Accelerando den Konzertabend mit einem der außergewöhnlichsten Popsongs der Musikgeschichte: „Bohemian Rhapsody“ von F. Mercury/Queen. Jahr für Jahr stellen sich die Hörer von SWR 1 die Frage, ob Queen oder Led Zeppelin die Krone der SWR-Hitparade gebührt. Grötzingen votierte eindeutig und belohnte die großartige musikalische Gesamtleistung, wie  Orchester und Chor zusammen mit den Leitern Hennigs und Neck diese Collage aus verschiedenen musikalischen Stilen darboten, mit lang anhaltendem Beifall. Als Zugabe mit ohne Tasten steuerte der King of Pop M. Jackson seinen Song „Heal the World“ bei, diese Titelzeile wichtig wie nie in diesen unruhigen politischen Zeiten.

clpl